Forcalquier ist eine charmante Kleinstadt im Département Alpes-de-Haute-Provence in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Sie liegt zwischen dem Luberon und den Alpen, etwa 20 Kilometer nördlich von Manosque, und zählt zu den charakteristischsten Orten der Haute-Provence – reich an Geschichte, Kultur und südfranzösischem Lebensgefühl.
Lage und Landschaft
Forcalquier liegt auf einem Hügel über dem Tal der Laye, umgeben von Olivenhainen, Lavendelfeldern und Weinbergen. Die Stadt ist ein typisches Beispiel provenzalischer Siedlungsarchitektur: enge, gewundene Gassen, Steinhäuser mit pastellfarbenen Fensterläden, kleine Plätze mit Platanen und Brunnen. Im Hintergrund erheben sich die weichen Hügel des Luberon und die Bergketten der Montagne de Lure.
Das Klima ist mediterran geprägt: heiße, trockene Sommer, milde Winter, der Mistral bläst regelmäßig durch die Täler. Diese Kombination aus Sonne, Licht und Landschaft hat schon früh Maler, Schriftsteller und Reisende angezogen.
Historischer Überblick
Die Ursprünge Forcalquiers gehen bis in die antike und gallorömische Zeit zurück. Der Name leitet sich vermutlich vom lateinischen Furnus calcarius ab, was „Kalkofen“ bedeutet – ein Hinweis auf frühe Kalkbrennereien in der Region. Im frühen Mittelalter wurde der Ort zu einem befestigten Dorf, das als strategischer Stützpunkt auf dem Weg zwischen der Provence und der Dauphiné diente.
Im 12. und 13. Jahrhundert erlebte Forcalquier seine Blütezeit: Es wurde zur Hauptstadt einer kleinen, aber mächtigen Grafschaft – der Comté de Forcalquier. Diese konkurrierte zeitweise mit der Grafschaft Provence, ehe beide Gebiete durch Heirat und Erbfolge vereinigt wurden. Die Grafen von Forcalquier standen in engem Austausch mit den Templern und mit den großen provenzalischen Adelsgeschlechtern.
Ein wichtiges Zeugnis dieser Epoche ist die Zitadelle auf dem Hügel oberhalb der Stadt, an der Stelle des ehemaligen Schlosses der Grafen. Heute steht dort eine neogotische Kapelle, die „Chapelle Notre-Dame-de-Provence“, von der aus man einen weiten Blick über das Tal und die umliegenden Dörfer hat. Sie ist bis heute Wahrzeichen der Stadt und ein Ort stiller Andacht wie auch touristischer Faszination.
Vom Mittelalter zur Moderne
Mit der Eingliederung in die Provence und später in das französische Königreich verlor Forcalquier seine politische Bedeutung, blieb aber ein lokales Zentrum des Handels und Handwerks. Der Markt von Forcalquier, der bis heute jeden Montag stattfindet, zählt zu den ältesten und lebendigsten der Provence. Schon im Mittelalter kamen Händler aus dem Luberon, aus Sisteron, Apt und Avignon hierher, um Wein, Öl, Käse, Kräuter und Stoffe zu tauschen.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Stadt durch den Handel mit Olivenöl, Lavendel und Textilien geprägt. Gleichzeitig litt sie – wie viele Orte der Region – unter der Abwanderung in die Städte. Erst der Tourismus und die Rückkehr zahlreicher Künstler und Handwerker im 20. Jahrhundert belebten Forcalquier wieder neu.
Heute ist Forcalquier Sitz der Unterpräfektur des Départements Alpes-de-Haute-Provence – eine seltene Ehre für eine Stadt dieser Größe. Sie hat etwa 5.000 Einwohner und ist stolz auf ihre kulturelle Identität.
Kunst, Kultur und Handwerk
Forcalquier gilt als Stadt der Düfte und Aromen. In der Umgebung wird Lavendel angebaut, dessen Öl in zahlreichen kleinen Destillerien gewonnen wird. Ebenso wichtig ist die Herstellung von Seifen, ätherischen Ölen, Parfüms und Kräuterlikören. Besonders bekannt ist der „Pastis de Forcalquier“, ein Anis- und Kräutergetränk mit regionaler Rezeptur.
Künstler, Musiker und Schriftsteller haben den Ort immer wieder als Rückzugsort gewählt. Die Kombination aus Licht, Stille und alter Bausubstanz inspiriert viele. Im Sommer finden regelmäßig Musikfestivals, Kunsthandwerksmärkte und Theateraufführungen statt. Die Altstadt mit ihren kleinen Galerien und Ateliers vermittelt eine fast zeitlose Atmosphäre.
Architektonisch hervorzuheben sind die Kathedrale Notre-Dame-du-Bourguet, eine Mischung aus romanischem und gotischem Stil, sowie die Place du Bourguet, der zentrale Platz mit Cafés, Brunnen und Arkaden – ein klassischer Treffpunkt des südfranzösischen Lebens.
Die Zitadelle und der Blick in die Weite
Wer Forcalquier besucht, sollte den Aufstieg zur Citadelle de Forcalquier nicht versäumen. Der Weg führt durch enge Gassen und Treppen hinauf auf den Hügel, vorbei an alten Stadtmauern und Gärten. Oben steht die 1875 erbaute Kapelle Notre-Dame-de-Provence, umgeben von alten Steinmauern und einer Sonnenuhr. Von hier aus bietet sich einer der schönsten Panoramablicke der Provence – bei klarer Sicht bis zu den Alpen und dem Mont Ventoux.
Jeden Sonntagmittag ertönt von hier aus das Carillon, das Glockenspiel, das von Freiwilligen gespielt wird. Es gilt als eines der letzten manuell betriebenen Carillons Frankreichs und verleiht der Stadt einen unverwechselbaren Klang.
Gegenwart und Lebensgefühl
Forcalquier hat sich seine Identität zwischen Tradition und Moderne bewahrt. Es ist ein Ort der Langsamkeit, ein Ort, an dem man den Rhythmus der Provence noch spürt: der Duft von Lavendel im Sommer, das Zirpen der Zikaden, die Märkte mit Honig, Oliven und Käse, das Licht, das in den späten Nachmittagsstunden golden über den Dächern liegt.
In den letzten Jahren ist Forcalquier zu einem beliebten Ziel für sanften Tourismus geworden. Viele Reisende schätzen den Ort als ruhigere Alternative zu den überlaufenen Gebieten der Côte d’Azur. Gleichzeitig hat sich eine lebendige Gemeinschaft aus Einheimischen, Zugezogenen, Künstlern und Handwerkern gebildet. Nachhaltigkeit, lokales Handwerk und Gemeinschaftsprojekte prägen das Stadtbild.
In der Nähe befindet sich auch die Université Européenne des Senteurs et Saveurs (Europäische Universität der Düfte und Aromen), die sich der Ausbildung und Forschung im Bereich der Parfümerie, Kräuterkunde und Sensorik widmet – ein passender Ausdruck für die sinnliche Kultur der Region.
Fazit
Forcalquier ist mehr als nur ein provenzalisches Städtchen: Es ist ein Ort, an dem Geschichte, Landschaft und Lebenskunst auf engstem Raum miteinander verschmelzen. Die Erinnerung an seine mittelalterlichen Grafen, die würdevollen Kirchen, der Duft nach Lavendel und Kräutern, die alten Steinhäuser und die Stimmen des Marktes – all das ergibt ein Bild, das typisch südfranzösisch, aber zugleich einzigartig ist.
Wer durch Forcalquier schlendert, versteht, warum Dichter und Maler seit Jahrhunderten hier Inspiration finden: Es ist ein Ort, der Ruhe schenkt, ohne Stillstand zu sein – ein Mikrokosmos der Provence.
Fremdenverkehrsamt Forcalquier
Interkommunales Tourismusbüro des Pays de Forcalquier
Alpes-de-Haute-Provence (04) – Provence – Südliche Alpen
13, Place du Bourguet – Postfach 15, 04301 Forcalquier
Telefon: 04.92.75.10.02
Fax: 04.92.75.26.76
E-Mail: oti@forcalquier.com
Internetseite: www.forcalquier.com
Öffnungszeiten: 9.00–12.00 Uhr / 14.00–18.00 Uhr
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