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Patrimonio - Tourist-Information |
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Zwischen Reben und Meer – Patrimonio, das Lied der Erde
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Fakten
Ort: Patrimonio
Region: Korsika (Corse)
Département: Haute-Corse
Einwohner: ca. 900
Lage: Am Nordfuß des Cap Corse, nur wenige Kilometer von Saint-Florent entfernt, zwischen Meer und den Hügeln der Nebbio-Region
Gründung & Geschichte: Bereits in römischer Zeit besiedelt. Im Mittelalter gehörte Patrimonio zu den befestigten Dörfern der Region und diente als wichtiger Agrarstützpunkt. Heute ist es das Herz des korsischen Weinbaus – Symbol für Boden, Stolz und Gesang.
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Touristik
Anreise:
Von Bastia über die D80 (ca. 25 Minuten). Busverbindungen nach Saint-Florent.
Beste Reisezeit:
April bis Oktober – im Frühling blühen die Olivenbäume, im Sommer klingen die Nächte nach Musik und Wein.
Unterkünfte:
Landhäuser zwischen den Weinbergen, kleine Hotels, private Gîtes mit Blick auf das Cap Corse.
Camping:
Der „Camping U San Daniellu“ liegt zwischen Reben und Meer – ruhig, mit weitem Blick auf die Hügel und die Bucht von Saint-Florent.
Sehenswürdigkeiten:
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Kirche San Martinu (romanisch, 12. Jh.)
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Weinmuseum „Clos de Patrimonio“
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Aussichtspunkt Col de Teghime (schöne Blicke über Meer und Berge)
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Weingüter und Keller der AOC Patrimonio
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Patrimonio – Wo der Wein singt
Der Morgen in Patrimonio beginnt mit Licht. Es fällt über die Reben, über die Trockenmauern, über die grauen Steinhäuser, und alles scheint sich in Bewegung zu setzen – langsam, still, wie das Erwachen eines alten Liedes. Der Duft von Rosmarin und Meer liegt in der Luft, ein Hahn kräht irgendwo zwischen den Oliven.
Im Schatten der Kirche San Martinu sitzen zwei alte Männer auf einer Mauer. Der eine spielt mit der Pfeife, der andere blickt hinunter ins Tal. Ich grüße, und einer von ihnen nickt:
„A quì, signore, u sole vene prima ch’e parole.“ – Hier kommt die Sonne, bevor die Worte kommen.
Auf dem kleinen Platz vor dem Dorf beginnt der Wochenmarkt. Montags, sagt man, ist Patrimonio besonders lebendig. Zwischen Ständen mit Käse, Wurst und Feigen fließt das Leben in leisen Wellen. Eine junge Frau reicht mir ein Glas Weißwein, kühl und goldgelb.
„C’est du Patrimonio,“ sagt sie, stolz. „Il a le goût de notre terre – un peu rude, un peu libre.“
Und ja – er schmeckt nach Erde, Wind, Sonne, Salz.
Ein paar Kinder laufen mit blauen Eimern den Hügel hinab zum Bach. Ein Hund schläft in der Wärme. Von weitem hört man die Brandung des Golfs von Saint-Florent.
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Das Volksfest des Weins und der Musik
Einmal im Jahr, Ende Juli, verwandelt sich das Dorf in eine Bühne. Dann findet das legendäre Festival de Guitare de Patrimonio statt – eines der berühmtesten Musikfeste Korsikas. Unter den Feigenbäumen und zwischen den Reben stehen Scheinwerfer, Kabel, Stühle. Abends leuchtet der Himmel violett, und tausend Stimmen füllen das Tal.
Ich sitze zwischen Einheimischen und Reisenden, ein Glas Rotwein in der Hand. Der Wind weht warm vom Meer herauf. Auf der Bühne spielt ein Gitarrist aus Argentinien, neben ihm ein korsischer Sänger mit rauer Stimme. Sie beginnen ein Lied, halb Tango, halb Polyphonie.
Eine ältere Frau flüstert:
„Écoutez… c’est la terre qui chante.“
Der Wein fließt, das Publikum klatscht, und in der Dunkelheit tanzen Schatten zwischen den Reben. Kinder schlafen auf den Knien ihrer Eltern, und in der Ferne glühen die Lichter von Bastia.
Später in der Nacht, wenn das Konzert verklungen ist, gehen die Menschen still durch die Gassen zurück. Vom Meer her kommt eine Brise, kühl und salzig. Irgendwo singt noch jemand, leise, fast für sich allein – eine alte korsische Melodie:
“O terra mia, ùn ti ne scurdà…”
Ein Lied von Heimat, Verlust, und Wiederkehr.
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