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Fotos aus Frankreich  
   
   
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Muster - Tourist-Information  
   

 

 
   

Sigean – Zwischen Lagunen, Flamingos und Mittelmeerlicht

Sigean liegt im Département Aude, im Herzen des Languedoc-Roussillon, nur wenige Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt. Wer hier ankommt, spürt sofort die stille Weite des Südens: Der Wind riecht nach Salz und Pinien, und über allem hängt das helle Licht der Corbières, das selbst die Steine in ein rötliches Schimmern taucht. Ich erinnere mich an meine eigene Ankunft: Die Sonne stand tief, und in der Ferne glühten die Wasserflächen der Étangs, wo sich bereits Flamingos sammelten. „Ici, on vit avec le vent“, sagte mir eine ältere Dame, die ich vor der Bäckerei traf – hier lebt man mit dem Wind.

Das Office de Tourisme de Sigean, in der Avenue de Narbonne gelegen, ist klein, aber freundlich, mit Landkarten, Weinbroschüren und einem Mitarbeiter, der mit Leidenschaft erklärt, wie man am besten zum Réserve Africaine gelangt – einem der größten Safariparks Europas. Diese Mischung aus südfranzösischem Dorfleben und exotischer Tierwelt ist es, die Sigean so eigen macht. Schon auf dem Weg dorthin rauschen die Zypressen im Mistral, und es riecht nach Thymian und Meer.

Die Réserve Africaine de Sigean ist ein Erlebnis für sich. Über 3000 Tiere leben hier auf einer riesigen Fläche – Löwen, Nashörner, Giraffen, Antilopen. Kinder jubeln vom Autofenster aus, während auf der nahen Landstraße Winzertraktoren an den Weingärten vorbeiziehen. Es ist eine eigenartige, aber stimmige Verbindung von Afrika und Okzitanien. Ein Winzer, den ich abends in der Bar du Centre traf, meinte lachend: „Hier bei uns leben die Tiere freier als die Politiker in Paris.“

Der alte Ortskern von Sigean liegt etwas erhöht, mit schmalen Gassen und einer Kirche, die sich stolz gegen den Wind stemmt. In den Häusern mit ihren hellen Fensterläden finden sich kleine Galerien und Weinhandlungen. Die Stimmung ist gelassen, fast verschlafen – und doch voller Leben, wenn am Donnerstag der Wochenmarkt stattfindet. Dann riecht es nach Oliven, Muscheln, Tapenade, und der Klang des Südens liegt in der Luft.

Für Reisende bietet Sigean eine Reihe charmanter Campingplätze und Ferienhäuser – viele direkt an den Étangs, mit Blick auf das glitzernde Wasser. Der Camping „La Palme Bleue“ ist besonders beliebt: einfache Plätze, aber ein Sonnenuntergang, der einem die Sprache verschlägt. „Abends sitzt man hier mit einem Glas Corbières-Wein und denkt, das Leben könnte ewig so weitergehen“, sagte mir ein älterer Besucher aus Lyon, der schon seit zwanzig Jahren jeden Sommer hier verbringt.

Die Spezialitäten der Region sind rustikal und ehrlich. Besonders bekannt ist der Cassoulet de l’Aude, das langsam gegarte Bohnengericht mit Ente, Wurst und Schweinefleisch. In Sigean bekommt man ihn im „Le Relais des Corbières“ serviert, dazu ein kräftiger Rotwein, der das salzige Aroma des Windes trägt. Wer es süßer mag, sollte den Rousquille probieren – ein weiches, glasüberzogenes Gebäck, das an alte katalanische Zeiten erinnert.

Sigean hat auch ein kulturelles Herz. Im Musée des Corbières erfährt man viel über die Geschichte der Region, über die römischen Wurzeln, die Salzgewinnung, den Weinanbau und die schweren Jahre der Reblausplage. Eine der Führerinnen erzählte mir, wie stark hier das Gefühl der Gemeinschaft geblieben ist: „Sigean, c’est petit, mais c’est un monde.“ – Sigean ist klein, aber eine Welt für sich.

Nicht weit vom Ortskern entfernt liegt der Étang de Bages-Sigean – ein Naturparadies, das Vogelbeobachter und Spaziergänger gleichermaßen anzieht. Die Abendstimmung dort ist unvergesslich: Flamingos im rosafarbenen Licht, das Meer glitzert in der Ferne, und irgendwo bellt ein Hund. In diesen Momenten versteht man, warum Sigean nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl ist.

Wer die Nähe des Wassers sucht, ist in wenigen Minuten am Mittelmeer. Die Strände bei Port-la-Nouvelle oder Gruissan sind weit und ruhig, und selbst im Hochsommer findet man noch ein Stückchen Sand für sich allein. Die salzigen Düfte, das Zirpen der Zikaden, das ferne Rauschen des Meeres – all das gehört zu Sigean wie der Wein zu den Corbières.

Im Herbst, wenn die Touristenströme versiegen, liegt eine fast meditative Stille über dem Ort. Dann sieht man die Fischer, wie sie ihre Netze am Étang auswerfen, und in der Bar du Commerce sitzen die Alten beim Pastis. „Ici, le temps s’arrête“, flüstert einer, „der Wind erzählt die Geschichten weiter, wenn wir schweigen.“

Und genau das ist Sigean: ein Ort zwischen Wind und Wasser, zwischen Geschichte und Gegenwart. Man reist hierher, um das Leben zu entschleunigen – und findet, vielleicht unbemerkt, ein Stück von sich selbst.

Sigean – wo der Wind Geschichten trägt.

 

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